Nur die Ruhe!
Manchmal muss ich schmunzeln, wenn Leute mir Komplimente zu meinen Bildern in Bezug auf die Ruhe machen, die meine Aufnahmen ausstrahlen.
Ich muss deswegen schmunzeln, weil die Abbildungen ganz oft so gut wie gar nichts mit der Realität zu tun haben. Die gefühlte Ruhe, die dann so gefällt, erlebe ich leider eher selten bei der Fotografie.
Der Trick dabei ist natürlich der kleine Ausschnitt: Wir Fotografen haben ja die Macht, den Betrachtern unserer Bilder eben nur dieses kleine Stückchen der Welt zu zeigen, der es in diesem Moment Wert ist, verewigt zu werden. Dass zwei Meter daneben eine Straße liegt, auf der jeden Tag mehrere Zehntausende Autos vorbeirauschen - geschenkt! Dass direkt neben dem winzigen Stückchen Natur gleich ein hässlicher Drahtzaun steht - pffffff! Dass ganze Kohorten von Fahrrad-Touristen an einem vorbeibrettern und auch der Müll, der leider nur einen Meter weiter unter dem gewählten Motiv liegt - sieht ja niemand auf dem Foto! (Außer man fotografiert den Abfall absichtlich, was ich ja bereits auch schon mal getan habe).
Abgesehen mal von diesen äußeren Einflüssen, bei denen von „Ruhe“ keine Rede sein kann, gibt es natürlich gerade beim Fotografieren von Tieren im Innern des Auslösenden oftmals mehr Hektik als stille Gelassenheit. Viele Tiere sind schnell, sehr schnell. Viel schneller, als es den meisten Leuten ohne Kamera vor dem Auge bewusst ist. Jeder, der schon mal versucht hat, einem Goldlaufkäfer im Sucher zu folgen, weiß, von was ich rede - von Libellen, Eisvögeln, Schwalben und Co. ganz zu schweigen.
Auch Lichtverhältnisse haben leider die Angewohnheit, nur kurz zu verweilen. Manchmal bleiben einem für die gewünschte Aufnahme nur Sekunden, bis die Sonne wieder hinter einer Wolke verschwindet oder sich der Nebel schon gehoben hat.
Aber das ist ja auch der Reiz bei der Fotografie: Diesen perfekten Moment zu erwischen und festzuhalten, um ihn im besten Fall nicht nur selber zu genießen, sondern auch anderen Menschen zeigen zu können.